Detektivgeschichten

 

Mein Vater hat vor gut 35 Jahren von seinem Vater eine Schreibmaschine geerbt. Ich habe darauf meine ersten Geschichten geschrieben und mir vorgestellt, es wären die 30er Jahre und ich ein Detektiv wie Philip Marlowe. Mein Bleistift war eine Zigarette, und ich stellte mir vor, jemand würde mich wegen eines Falls anrufen und ich würde meinen Mantel schnappen und meine Pistole einstecken und in meinem Auto zum Tatort fahren, wo schon eine aufgelöste Blondine auf mich wartet und dann würde ich natürlich in alle Richtungen ermitteln und ein paar schweren Jungs auf die Füße treten, die mir dafür die ein oder andere Beule verpassten. Die Blondine war natürlich nie so unschuldig wie sie tat. Das alles spielte in einer anonymen Großstadt, vielleicht war es auch New York oder L.A. Was mich daran interessierte? Ich glaube, der Hang zur Gerechtigkeit in einer durch und durch verdorbenen Gesellschaft, der sich in der Figur des Detektivs manifestierte. Raymond Chandler, der Detektiv Philip Marlowe erschuf, schrieb in seinen Anfängen seine Detektivgeschichten fast zu 100% von seinem Idol Dashiell Hammett ab…er meinte, das sei legitim. Ich fand das auch und so kopierte ich meinerseits den Stil von Chandler in meinen Geschichten. Chandler wurde irgendwann besser als Hammett, dessen Detektiv-Figur Sam Spade eigentlich hauptsächlich noch über den s/w Film „Die Spur des Falken“ mit Humphrey Bogart bekannt ist. Darüber hinaus ist er fast vergessen. Ich mag die Geschichten immer noch. Manchmal, wenn ich denke, dass jeder Mensch ein früheres Leben gehabt haben könnte, bin ich der Überzeugung in den 30ern gelebt zu haben, als Detektiv irgendwo  und dann puste ich imaginären Zigarettenrauch aus meinem Bleistift in die Luft und stell mir vor, in einem kleinen Büro mit meinem Namen an der Tür zu sitzen und auf das Klingeln des Telefons zu warten…

 

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