Ich stolpere beim Lesen gerade über eine Aussage von Kurt Tucholsky, die mir wie gemacht auf unsere jetzigen Zeiten zuzutreffen scheint. We ought to. But we don'´t. Das scheint unser momentanes moralisches Dilemma gut zu beschreiben. Ja, wir sollten, Wir sollten die Probleme des Klimawandels endlich verschärft angehen, z.B. und nicht nur tröpfchenweise, wie bisher geschehen. Wir sollten uns mit dem Thema Flüchtlingspolitik auseinandersetzen oder Altersarmut. Aber wir machen es nicht. Stattdessen die üblichen Ausreden. Hat sich denn nichts geändert, seit Tucholsky diese Zeilen schrieb? Es scheint wohl so und das ist traurig. Es muss nicht erst die Welt am Abgrund stehen, bevor wir aktiv werden. Oder anders gesagt: es MÜSSTE nicht erst die Welt am Abgrund stehen. Denn das sie es mal wieder tut, ob durch Klimakrise, Kriege oder drohende Verarmung scheint gewiss. Das Dilemma zu lösen scheint mir nicht möglich. Zu groß ist die Lethargie der Menschen. Oder vielleicht setzen sie nur ständig andere Prioritäten. Da, wo es am meisten juckt, wie man so schön sagt, da kratzt man sich. Ungeachtet des moralischen Anspruchs, den wir ja alle haben, ohne ihn wirklich zu erfüllen. Denn regional kaufen hört da auf, wo importierte Ware günstiger ist. Der Wunsch nach mehr von allem macht es möglich, das Kinderarbeit und furchtbarste Arbeitsbedingungen immer noch Realität sind. Und aktiv wird man erst, wenn z.B. das eigene Haus durch Jahrhundertfluten absäuft, Vorher ist es egal, das man alles zuplaniert und die Umwelt immer weiter zerstört. Aber wir machen ja Ausgleichszahlungen. Geld um Klimaprojekte zu unterstützen, die nicht nötig wären, wenn wir uns so verhalten würden, wie es geboten wäre angesichts knapper Ressourcen. Geld kann man nicht essen. Wann begreifen wir das endlich? Warum müssen wir dreimal im Jahr in den Urlaub fliegen? Warum müssen wir unsere ganze Garderobe ständig mit Billigklamotten erneuern und 100e paar Schuhe besitzen? Warum muss es der große SUV sein? Warum teilen wir nicht, was wir haben? Warum ist es günstiger etwas neu zu kaufen statt es zu reparieren? Ich könnte ewig weitermachen. Das Problem ist tiefergehend. Moral muss man sich leisten können, hab ich jemanden mal kritisierend sagen hören. Aber das trifft nicht zu. Moralisch muss man in jedem Fall handeln, unabhängig von den Umständen. Die wenigsten reichen Menschen handeln übrigens besonders moralisch. Sollten sie, Machen sie aber nicht. Und da liegt das Dilemma. Es bringt auch eh nichts, wenn nur die Reichen sich moralisch verhalten,. weil sie nicht die Mehrheit der Bevölkerung darstellen. Wie könnte man das Dilemma lösen? Ich bin gespannt auf eure Antworten.
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