Ich bin über ein Zitat von Eugen Roth gestolpert und es macht mich nachdenklich. Tatsächlich hatte ich auch oft in meinem Leben das Gefühl, das sich bestimmte Ereignisse rückblickend als Glück herausgestellt haben, obwohl ich sie zur Zeit, als sie passierten als großes Unglück ansah. Ein Beispiel. Nach dem Abitur fing ich an Jura zu studieren. Ich sah mich schon als Anwältin oder Richterin in einem Gerichtsaal. Das Studium war aber öde und trocken. Dazu kam ein ganz starkes Gefühl von Ungerechtigkeit. Man sagte mir immer "Recht ist nicht Gerechtigkeit". Das verstand ich jetzt und es frustrierte mich. Ich wurde richtig schlecht in meinen Leistungen und als mir dann mein Professor wegen meinem Gerechtigkeitssinn sagte, ich sei hier gänzlich falsch, zog ich die Notbremse und stieg aus. Wie sich das anfühlte? Wie die größte Katastrophe in meinem Leben. Ich war vorher noch nie wirklich mit etwas wichtigem gescheitert und ich hatte auch keinen Plan, wie es weitergehen sollte. Ich war todunglücklich. Was dann passierte, war aber im nachhinein mein Glück und passierte nur, weil ich gescheitert war...ich ging für ein Jahr nach Amerika als Au-pair, um mir zu überlegen, was ich jetzt mache, und lernte eine tolle Familie kennen, mit der ich auch immer noch Kontakt habe. Dann fing ich ein neues Studium an und das lief sehr gut und ich war glücklich. Ich schloss sehr gut ab und ging nach Hamburg. Dort fand ich einen Job im Airbus-Umfeld...wenn ich mir überlege, das ich Jura damals durchgezogen hätte, wäre all das nie passiert und das all dies tatsächlich passiert ist, war mein großes Glück.
Wie geht es euch damit- habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht? Oder trifft es nicht auf euch zu?
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